Danke, Corona – Warum die Situation auch zur Selbstoptimierung beiträgt

Wir alle müssen zur Zeit unseren
Alltag neu strukturieren, wir müssen Abläufe ändern und anpassen
und versuchen uns in der Quarantänezeit sinnvoll zu beschäftigen,
die Zeit positiv zu nutzen und uns voran zu bringen, uns wohl zu
fühlen. Und ich rede jetzt nicht von so hochtrabenden Zielen wie ein
Buch zu schreiben, eine Sprache zu lernen oder das Wohnzimmer neu zu
streichen – es geht mir vielmehr darum das ich feststelle, dass
Viele mit sehr kreativen Ideen die Leere füllen, die geschlossene
Einkaufs- und Sportzentren, der Verzicht auf einen Kaffee mit der
besten Freundin, oder der Besuch von Kino & Co nach sich ziehen.





Seien wir mal ehrlich, in dieser
Situation gilt wie so oft „wer hinfällt hat zwei Möglichkeiten:
liegen bleiben, oder aufstehen“. Die Situation einfach auszusitzen,
sich in Missmut und Selbstmitleid zu wälzen und zu stöhnen kommt
dem Liegenbleiben gleich, einem Aufgeben. Man fühlt sich hilflos,
machtlos und nicht mehr Herr der Lage, weil alles was zuvor Freude
bereitet hat plötzlich verboten scheint. Aber so muss es doch nicht
sein! Natürlich ist die Situation ernst, unsere körperliche und
psychische Gesundheit, unsere gesamte Wirtschaft und die Solidarität
unter den einzelnen Staaten sind existenziell bedroht. Es gibt wenig,
was wir als Einzelne gegen die Gesamtsituation tun können, was aber
nicht heißt, dass wir NICHTS tun können. Wir können uns an die
Regeln halten und dadurch dafür sorgen, dass sich die
Virusverbreitung verlangsamt, so dass wir langsam, Schritt für
Schritt zu einer neuen Normalität zurückfinden.




Wir können aber auch für uns Dinge
tun, die uns gut tun und uns das „Abwarten“ verkürzen, uns
vielleicht sogar fördern und fordern (wie es in meinem pädagogischen
Job immer so schön heißt).


Und so komme ich nicht umhin auch mich
selbst in dieser Situation genauer zu reflektieren und mich zu
fragen, was ich für mich in meiner individuellen Situation tun kann
oder vielleicht sogar schon getan habe, was mich positiv voran bringt
trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.


Und ich muss mit Überraschung
feststellen, dass auch ich mich habe inspirieren lassen von den
vielen guten Ideen zum Zeitvertreib, die mir in den sozialen Medien
vorgelebt werden. Instagram & Co sind nämlich nicht nur eine
Werbeplattform wie Viele unschön und unrichtig behaupten, ich
persönlich ziehe auch viel Inspiration aus ehrlichen und positiven
Beiträgen. Ich liebe beispielsweise die motivierenden Stories von Tina / tinacarrot
oder Susan / Suelovesnyc
und vielen anderen, die dazu aufrufen die Quarantäne für Positives
zu nutzen und daran zu wachsen, sich selbst quasi zu optimieren.





Persönlich habe ich keine Angst vor
Corona, denn ich gehöre nicht zur Risikogruppe und mein Job läuft
zwar völlig verändert, aber dennoch in Vollzeit weiter. Ich habe keine Kinder
und muss mir somit auch nicht den Kopf über die Vereinbarkeit von
Kidnerbetreuung und Arbeit machen, was meine Situation natürlich
erleichtert. Und so kann ich der Situation trotz aller Enge und all
den Restriktionen doch etwas Gutes abgewinnen und erkennen, wozu mich
persönlich der Alltag in einer Pandemie gebracht hat, wofür ich sogar ein Stück weit dankbar bin –
frei nach dem Motto #coronamademedoit :




Erkenntnis Nr. 1: Ich liebe Yoga


Ich habe einige Jahre lang regelmäßig
Yoga gemacht und es geliebt, es tat mir unheimlich gut und selbst ich
absoluter Sportmuffel habe Erfolge erzielt. Nach einer Verletzung
musste ich pausieren und wie so oft, aus der Pause wurde ein echtes
„Aus“ und ich habe nie wieder angefangen. Bis jetzt! Ich weiß
nicht genau was es war, aber an einem Abend war ich so angespannt von
der Arbeit, der Rücken tat weh, ich war unausgelastet und hatte
plötzlich das Bedürfniss mich etwas zu bewegen. Also suchte ich mir
ein passendes YouTube Video und begann mit meiner ersten Yoga Stunde
nach Jahren. Was soll ich euch sagen, es war großartig, wenn auch
anstrengend. Aber es hat mich gepackt und so mache ich seither jeden
Abend zwischen 30 und 60 Minuten Yoga. Mal etwas sanfter, mal etwas
anstrengender, je nach Lust und Laune und auch danach, wie ich mich
fühle. Ich rolle meine Yogamatte im Wohnzimmer aus und los geht es.
Hinterher fühle ich mich toll, ich bin stolz auf mich und kann
deutlich spüren wie sich meine Muskeln und Sehen daran gewöhnen
plötzlich wieder genutzt zu werden.




Erkenntnis Nr. 2: Ich liebe die
Kreativität in der Küche


Grade zu Beginn der Krise führten die
(unnötigen) Hamsterkäufe mancher Mitmenschen dazu, das Basics wie
Nudeln, Mehl, Kartoffeln, Konserven etc ausverkauft waren. Das
stellte natürlich mein 
Mealplaning
vor eine neue Herausforderung und ich musste deutlich kreativer
werden, was unseren Speiseplan anging. Zugegeben, es war teils etwas
mehr Aufwandt passende Gerichte zu finden die ohne die ausverkauften
Güter auskamen, aber geklappt hat es doch immer. Und als positiven
Nebeneffekt haben wir auch noch Rezepte gefunden, die wir bisher
nicht kannten und die sich ganz schnell einen Platz auf unserer
Favoritenliste gesichert haben.





Erkenntnis Nr. 3: Zusammenhalt ist
alles


Natürlich stehen Familie und Freunde
für mich immer an erster Stelle, aber die Kontaktbeschränkungen
haben mir noch mal sehr deutlich gezeigt, wie sehr ich meinen engsten
Kreis liebe und wie wichtig sie für mein Seelenheil sind. Und sie
haben eine gewisse Kreativität hervorgerufen wenn es darum geht, dem
Anderen genau das zu zeigen! So habe ich beispielsweise einer meiner
Freundinnen an einem Tag einen Strauß Tulpen vor die Tür gelegt und
wurde wenig später mit selbstgebackenen Muffins vor meiner Haustür
überrascht. Eine andere Freundin sendet mir immer wieder Bilder von
ihren Kindern und ich ihr Selfies von uns, damit wir uns nicht „aus
dem Augen verlieren“. Mit meiner Familie glüht die Whatsappgruppe
und wir schreiben uns viel mehr als vorher, zudem sind wir äußerst
kreativ dabei uns zu sehen (meine Eltern gehören zur Risikogruppe)
und dabei doch Abstand zu wahren. Es gilt neue Formen zu finden in
Kontakt zu bleiben und zu schätzen, was man hat, anstatt es
vielleicht als notwendige Pflicht anzusehen!




Erkenntnis Nr. 4: Wie schön ist doch
die Heimat


Mal eben zum Shoppen nach Holland, ein
Tag im Zoo, ein Ausflug in die Therme – all das fällt im Moment
aus und so stehen viele vor der Frage, wie sich Social Distancing mit
dem Wunsch nach etwas Abwechslung und Sonne vereinbaren lässt?! Wie
wäre es denn mal mit einem Spaziergang durch die eigene Stadt,
vielleicht durch Viertel in denen ihr seit Jahren nicht mehr ward?!
Herr A und ich haben uns kürzlich auf den Weg gemacht und dabei eine
wunderschöne
Frühlingsblüte
entdeckt, ein Eis gab es dabei auch noch. Wir haben gemeinsam
überlegt wie das Viertel aussah als wir noch klein waren, haben
Witziges und Kurioses entdeckt und die Leichtigkeit genossen ohne
festes Ziel einfach die Sonne zu genießen. Es kann in der Heimat so
schön sein, wenn man nur die Augen dafür öffnet!





Erkenntnis Nr. 5: Es geht auch anders


Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass
wir alle durch die derzeitige Situation in unserem Alltag etwas
entschleinigt wurden? Der Wocheneinkauf läuft langsamer, denn hier
ist erstmal Anstehen und warten gefragt, wir verbringen unsere Zeit
nicht hektisch in den Shoppingmalls und flitzen nicht mehr von einem
Termin zum nächsten. Es geht auch ohne, ohne dauernden Konsum, ohne
Freizeitstress und ohne Hektik. Ein Blick auf mein Konto ließ mich
jüngst schmunzeln, denn ich gebe tatsächlich viel weniger Geld aus
als sonst – auch ein toller Nebeneffekt. Genau so wie die Tatsache,
dass wir gefühlt viel mehr auf Andere achten. Kein Gedränge mehr im
Bus, niemand schimpft mehr das es an der Kasse zu lange dauert, die
Hilfsbereitschaft steigt. Wir merken plötzlich, dass wir auch ohne
Frisör und Nagelstudio überleben, dass unsere Familie und Freunde
uns auch dann lieben, wenn wir nicht in den frisch gekauften
Frühlingstrends rumlaufen und wir auch nicht verhungern, nur weil
der Lieblingsitaliener an der Ecke im Moment geschlossen ist.




An dieser Pandemie selbst können wir
nichts ändern, wir müssen die neue Situation akzeptieren wie sie
ist. Manche trifft es schwer, egal auf welcher Ebene und viele
Menschen haben Angst davor, was z.B. im Job nach Corona kommt. Aber
jetzt liegen zu bleiben und zuzusehen, wie der Staub langsam auf uns
herab rieselt verändert die Situation nicht, bringt uns nichts. Wir
haben keinen Einfluss auf Alles, aber darauf wie wir die Situation
händeln, was wir uns und unseren Mitmenschen Gutes tun und mit
welcher Einstellung wir versuchen die Krise zu bewältigen. Hierbei
sind wir nicht hilflos und machtlos, wir können aktiv etwas tun und
diese Chance sollten wir nutzen – also packen wir es an!




Eine Antwort

  1. Liebe Carmen!
    Das hast du soooo schön geschrieben! Ich bin ganz bei dir! Vieles ist jetzt anders aber ich sehe es auch als Chance für neues auszuprobieren oder anders zu machen! Glg sendet Dir Nicole

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